Knabstrupper



Die Knabstrupper gehören zu den sogenannten "Barockpferden", Warmblutrassen die sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Sie gehen auf die Frederiksborger zurück, die nachweislich älteste Pferderasse Dänemarks, die sich durch Temperament, Versammlung, Schönheit, hohe Knieaktion und Durchlässigkeit auszeichnete.

Das Königlich-Frederiksborger Gestüt wurde ca. 1536 auf dem Gelände des Klostergestüts Esrom von König Frederik II gegründet. 1671 blühte hier eine beliebte Zucht von Tigerschecken, die stark von spanischen Pferden geprägt waren. Im Jahr 1750 war der züchterische Höhepunkt erreicht. Danach erfolgte der Niedergang des Gestüts: die Zuchtziele änderten sich, die Scheckung verschwand aus der Zucht evtl. als Folge der Einkreuzung von Hengsten, die das sogenannte "Schimmel-Gen" vererbten.1840 erlosch das Gestüt Fredericksborg.

1798 übernahm Major Villars Lunn das Gut Knabstrupgaard von seinem Vater. Er kaufte  Frederiksborger Stuten, um mit ihnen das altbewährte Frederiksborger Pferd weiterzuzüchten. Weiterhin erwarb er Stuten, die seinem Stutenstamm ähnlich waren und ihm durch helle Farben oder grosse Belastbarkeit auffielen.

1812 kaufte V. Lunn eine Stute wegen ihrer Schönheit und erwiesenen Belastbarkeit auf.  Diese Stute wurde „Flaebehoppen" (Flaebes Pferd) nach ihrem Vorbesitzer genannt. Dieser Herr Flaebe hatte sie einem spanischen Offizier, der während der Napoleonischen Kriege wohl in Mecklenburg stationiert war, abgekauft. 

Sie war ein auffallendes Tier: Obwohl aus einer spanischen Zucht stammend, stand sie im Typ eines englischen Hunters. Schönheit und Qualität sollen in ihr vereint gewesen sein, zusammen mit einer unvergesslichen Färbung. Sie wurde als dunkelroter Zobelfuchs mit weißer Mähne und Schweif beschrieben. Ihr Fell war stark mit kleinen weißen "Schneeflocken" gesprenkelt und mit braunen Flecken auf ihrem Rücken. Sie wurde die Stammutter und Gründerin der Knabstrupperzucht auf Knabstrupgaard.

D
a Major Lunn helle Pferde liebte, ließ er Flaebehoppen zuerst von einem isabellfarbenen Frederiksborger Hengst decken. Das 1813 geborene Hengstfohlen, "Flaebehingsten" genannt, wurde der Stammvater aller gescheckten Knabstrupper Pferde. 

Seine Farbe soll genauso ungewöhnlich gewesen sein wie die seiner Mutter: Eher isabellfarben als fuchsfarben, soll sein Haarkleid 21 verschiedene Farben und Schattierungen und einen starken "Metallglanz" aufgewiesen haben. Bemerkenswert ist, daß kein Fohlen von Flaebehoppen einfarbig war, und alle ungewöhnliche Farben zeigten.

Die Nachkommen Mikkels, eines weiteren Sohnes von Flaebehoppen, waren wegen ihrer Härte, Schnelligkeit und Ausdauer bei Offizieren sehr beliebt. 1850 zeigte sich allerdings im "Ernstfall" ein wesentlicher Nachteil dieser Pferde: Offiziere, die auffallend gefärbte Knabstrupper ritten, wurden überwiegend vom Pferd geschossen. Ein, auf diese Art reiterlos gewordener, Hengst wurde von lokalen Bauern eingefangen und versteckt. Auf diese Weise entstand ein Knabstrupper "Landschlag". Noch 1910 deckte ein direkter Nachkomme des "eingefangenen" Hengstes.

Ab 1870 geriet das Stammgestüt (erwartungsgemäß) in Schwierigkeiten: ca 50 Stuten, die alle von Flaebehoppen abstammten, waren aufgestallt. Die Inzucht machte aber die Weiterführung der Zucht schwierig. Wieder "verblaßten" die begehrten Tigerflecken. Als 1891 während eines Unwetters der Blitz auf Knabstrupgaard in den Pferdestall einschlug, starben 22 der unersetzlichen Zuchttiere. Nur noch wenige der alten Blutlinie blieben übrig. Aber der Erbe, Sigismund Lunn, machte weiter. Er verwendete Knabstruperhengste aus fremden Besitz.

Bis 1971 kann nicht von einer planmäßigen nationalen Zucht gesprochen werden. Erst dann wurde der "Knabstrupperforeningen" - der dänische Knabstruperverband gegründet. Die einzige Bedingung zur Aufnahme war damals ein geschecktes Haarkleid. So wurden zum Beispiel auch Appaloosa Hengste aufgenommen. Ein gemeinsames Zuchtziel konnte noch nicht durchgesetzt werden. Neben dem klassischen, barocken Knabstruppern von ca. 150 cm Stockmaß wurden auch "Knabstrupper Ponies"  gezüchtet. Als dritte Zuchtlinie etablierte sich der moderne Knabstrupper.

Der barocke Typ, die ursprüngliche Form des Knabstruppers, ist am meisten verbreitet. Die Größe variiert von 1,48 bis 1,55 m Stockmass. Der barocke Knabstrupper  ist stark im Fundament, trocken und hat ausgeprägte Gelenke. Seine Hufe sind gut geformt, hart, gestreift oder hell. Der Kopf ist mittellang und kräftig, seine leichte Ramsnasigkeit ist rassetypisch. Der Hals ist  kräftig, nicht so lang, gut bemuskelt mit breitem Ansatz und verhältnismäßig hoher Aufrichtung. Der Widerrist ist eher schwach ausgeprägt. Eine breite Brust und ein kräftiger Rücken mit gut abgerundeter "Melonen-Kruppe" und  ausgeprägter Bemuskelung soll vorherrschen. Der Bewegungsablauf ist leicht, frei getragen allerdings etwas kniehoch. Diese Pferde sind prädestiniert für die Hohe Schule.

Der moderne, sportliche Typ, ist erst in den letzten Jahren aufgekommen. Er entspricht in seiner Form den gegenwärtigen Warmblutrassen. Dieses liegt daran, dass er einerseits durch Einkreuzung dänischer Warmblüter, die dem Knabstrupper nahe stehen, andererseits durch Nutzung von Veredlerhengsten entstanden ist. Er ist meist etwas größer als der barocke Typ und seine Stärke liegt sowohl in der Dressur als auch im  Springen.

Alle Knabstrupper zeichnen sich aber durch ein ausgesprochen freundliches Wesen aus.

Die Farbvererbung ist, gerade bei den Schecken, noch nicht komplett erforscht. Es sind zuviele Allele im Spiel, als das sie den einfachen mendelschen Gesetzen folgen würde.

Paart man 2 Tigerschecken miteinander an, so ist das keine Garantie für ein Tigerscheckfohlen. Erschwerend für die Zucht ist auch das "Schimmel-Gen", welches für das Verschwinden der Scheckfarbe bei Reinzucht verantwortlich gemacht wird.  Um eine kräftige Scheckfarbe in der Zucht zu erhalten, ist es nötig, von Zeit zu Zeit einfarbige Pferde einzukreuzen.

 

  




Knabstrupper Tigerschecke Typ Volltiger
Knabstrupper Tigerschecke Typ Volltiger

Helle Grundfarbe mit über den gesamten Körper, Kopf und Beinen verteilten braunen, schwarzen oder fuchsroten Flecken. Die Flecken können rund bis oval (gestromt) sein, doch treten vereinzelt auch große landkartenartige Flecken auf. Die Flecken können scharfe Begrenzungen haben, selbst stichelhaarig sein oder einen melierten Rand haben.



Brandzeichen der "Knabstrupperforeningen" Dänemarks

Brandzeichen der "Knabstrupperforeningen" Dänemarks

Knabstrupper Tigerschecke Typ Schabraktiger
Knabstrupper Tigerschecke Typ Schabraktiger

Die dunkle Grundfarbe beschränkt sich auf Vorderhand und Beine. Eine   weiße Decke zieht sich meist über Nierenpartie und Kruppe. Die Decke kann  nur die Kruppe bedecken, sich aber auch über die Sattellage  bis zum Widerrist ausdehnen. Die Decke kann ganz weiß sein, zeigt aber meist runde bis ovale dunkle Flecken, die in der Größe zwischen 0,5 bis zu 10 cm Durchmesser variieren.   Der Übergang zwischen der weißen und der dunklen Farbe kann scharf getrennt, mit meliertem Rand, oder gesprenkelt sein.

Knabstrupper Schabraktiger "Schnee auf der Kruppe"
Knabstrupper Schabraktiger "Schnee auf der Kruppe"
Die dunkle Grundfarbe bedeckt den ganzen Körper.Über die  Kruppe sind unregelmäßige weiße Flecke unterschiedlicher Größe gesprenkelt. Diese relativ seltene Variante wird passenderweise "Schnee auf der Kruppe" genannt.

Knabstrupper Tigerschecke Typ "Gesprenkelt"
Knabstrupper Tigerschecke Typ "Gesprenkelt"

Dieser Typ ähnelt dem Fliegenschimmel in seiner am feinsten gesprenkelten Form: Die helle Grundfarbe ist  mit über den gesamten Körper verteilten zahlreichen braunen, schwarzen oder fuchsroten kleinen Sprenkeln übersät.

Knabstrupper Schneeflockentiger  
Knabstrupper Schneeflockentiger 
Dies ist die seltenste Fellzeichnung. Die dunkle Grundfarbe bedeckt den ganzen Körper. Kleine weiße Flecken sind über das ganze Fell verteilt. Dieses Schneeflockenmuster entwickelt sich meist erst im Laufe der Zeit. Flaebehoppen, die Gründerin der Zucht wies diese Scheckung auf.

Knabstrupper mit Schattenfarbe 
Knabstrupper mit Schattenfarbe 
Die helle Grundfarbe ist  im Bereich der Beine, Hüftknochen des Kopfes kräftig in der ursprünglichen  dunklen Fellfarbe abschattiert.

Knabstrupper Weißgeborener 
Knabstrupper Weißgeborener 
Im Gegensatz zu den dunkel geborenen Schimmeln sind diese Pferde von Geburt an schneeweiß. Sie haben eine rosa Haut und anders als Schimmel helle Nüstern, helle Augenpartien und helle Beine. Einige dunkle Punkte/Partien können über den Körper verteilt sein. Anders als die Weißgeborenen anderer Rassen haben die Knabstrupper braune Augen. Dies deutet darauf hin, dass es sich nicht um "echte" Weißgeborene handelt, sondern um extreme Sabino Overos, wie sie, wenn auch extrem selten, z.B. bei den Vollblütern auftauchen. Diese "scheinbaren" Weißgeborenen haben im Gegensatz zu den "echten" Weißgeborenen keinen Lethalfaktor.

Knabstrupper, einfarbig 
Knabstrupper, einfarbig 
Es gibt auch einfarbige Knabstrupper.

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Stand: 01. Januar 2005
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